Villach geht einen neuen Schritt in Richtung noch direkterer Demokrate und setzt als erste Stadt in Kärnten das Beteiligungsmodell der Bürgerräte ein. Dazu werden Bürgerinnen und Bürger eingeladen sich mit aktuellen Fragen auseinanderzusetzen und ihre Meinung einzubringen.
Das Prinzip
Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger erarbeiten nach einem Auswahlsystem wie für Schöffen und Geschworenen gemeinsam mit Experten im Rahmen von Workshops und Ideenschmieden an verschiedensten Themen der Stadtentwicklung. Ziel dieses partizipativen Projekts ist eine möglichst breite inhaltliche Grundlage für alle politischen Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Villacher Innenstadt.
Resonanzgruppe
Eine Resonanzgruppe, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der politischen Parteien, aber auch der maßgeblichen Institutionen der Stadt, leitender Beamtinnen und Beamten sowie Politologen zusammensetzt, begleitet die Diskussion. Die Resonanzgruppe hat die Aufgabe, den Prozess eines Bürgerrates zu begleiten. Insbesondere geht es um die Vorbereitung von Workshops der Bürgerräte, wie auch darum, die Ergebnisse zu sichten und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit zu bewerten sowie die Verantwortung für die Umsetzung einzelner Maßnahmen zu übernehmen.
"Was muss die Altstadt können?"
Erste Aufgabe der neuen Bürgerräte war es ein Leitbild für die Altstadt zu skizzieren und sich intensiv mit dem Thema „Was muss die Villacher Altstadt können?“ auseinanderzusetzen.
17 Bürgerräte, hatten sich zwei Tage lang zusammengesetzt und gemeinsam ihre Ideen, Anregungen, Visionen und Wünsche für „ihr“ Villach ausgearbeitet. Begleitet wurden sie während dieses Prozesses von Politologin MMag.a Dr.in Kathrin Stainer-Hämmerle, Medienberater und Kommunikationsstratege Peter Plaikner sowie den Unternehmensberatern Ing. Mag. Alfred und Ruth Rindlisbacher.
Ergebnisse
Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung dem ersten Villacher Bürgercafé präsentierten die Bürgerräte ihre Ergebnisse. Viele wünschten sich eine stärkere Nutzung und Einbindung des Drauflusses in das Stadtleben, eine attraktivere Gestaltung der Draubermen – zum Beispiel durch die Gestaltung eines Lehrpfades oder durch mehr Schatten spendende Bäume und mehr Sitzgelegenheiten – sowie eine „buntere“ Stadt. Grundsätzlich wünschten sich die Bürgerräte außerdem den weiteren Ausbau des Radwegenetzes. Konkret wurde der Wunsch laut, den Villacherinnen und Villachern den Umstieg auf das Rad schmackhaft zu machen und so die Zahl der durch die Stadt fahrenden Autos nachhaltig zu reduzieren. Auch von einer Erhöhung der Busfrequenz bei Verkleinerung der Busse war die Rede.

Illustriert von Unternehmensberaterin Ruth Rindlisbacher wurden die Ergebnisse der Ideenfindung der ersten Bürgerräte präsentiert.
Ein wichtiger Punkt war für viele Bürgerräte außerdem die Förderung von Veranstaltungen von und für die Jugend, so entstand der Vorschlag, die örtlichen Schulen mögen doch ihre Veranstaltungen wie Konzerte oder Theateraufführungen im öffentlichen Raum abhalten.
Bürgermeister Günther Albel, der das Projekt initiiert hat und auch zur Veranstaltung eingeladen hatte, fasste seine Eindrücke zusammen: „Mit der Schaffung der Bürgerräte haben wir ein neues, äußerst spannendes Kapitel der Stadtentwicklung aufgeschlagen. Die heute präsentierten Vorschläge nehmen wir quer durch alle Parteien sehr ernst und werden uns so rasch wie möglich über die Umsetzung beraten. Das Motto muss sein: ‚Raus aus dem Parteienstreit, rein in die Gemeinsamkeit‘, denn nur gemeinsam werden wir nachhaltige und positive Ergebnisse erzielen. Ich bin begeistert von der Leidenschaft, mit der sich unsere ersten Bürgerräte für die gemeinsame Sache engagiert haben. Die Bereitschaft, sich auf diesen Prozess einzulassen, ist nicht selbstverständlich.“